Die Küche Ostfrieslands- gehaltvoll und einfach lecker!

Wer schon in Ostfriesland im Urlaub war, konnte sie vor Ort genießen: die ostfriesische Regionalküche mit ihren süchtig machenden Leckereien. Die Traditionsküche besteht aus einfachen und meistens günstigen Zutaten, sie ist sehr lecker, ziemlich deftig, sehr gehaltvoll und fett und leicht zuzubereiten. Nicht umsonst ist die ostfriesische Küche daher weit über ihre Grenzen hinaus bekannt geworden und ihre ganz speziellen Köstlichkeiten haben auch außerhalb Ostfrieslands viele Anhänger gefunden.

Stangenherd und Eintopfgerichte

Die Gerichte bestehen aus heimischen Zutaten, die sich gerade durch ihre Einfachheit einen festen Platz in den Herzen von Gourmands erworben haben. Ursprünglich wurden die Speisen nur an einem offenen Herd – einem sogenannten Stangenherd- in einem Topf über dem offenen Feuer zubereitet. Daher gibt es auch sehr viele deftige Suppen und Eintopfgerichte in Ostfriesland. So hat es das ostfriesische Grünkohl Rezept in die ganze Welt geschafft.

Lustige Namen für leckere Gaumenfreuden

Eine Besonderheit der ostfriesischen Küche ist die Namensgebung der Gerichte in plattdeutsch. So kann man zum Beispiel „alte Weiber“ (oll Wiefen) essen oder einen „Peter in der Hose“ (Peter in de Büx). Oll Wiefen sind längliche Kuchen aus Roggenmehl mit Sirup, der mit Vanille, Koriander und Zitrone angereichert wird.

Ostfriesische Mehlspeisen – alles andere als langweilig

Besonders im Bereich der Süßspeisen haben es die Ostfriesen schon immer verstanden, eigenwillig leckere Spezialitäten zu kreieren. Da der Stangenherd, bei dem nur in einem Topf gekocht wurde, über Jahrhunderte der in Ostfriesland gebräuchlichste Herd war und auch heute oft noch zusätzlich eingesetzt wird, wurden auch spezielle Kochutensilien für ihn angefertigt, wie zum Beispiel ein Waffeleisen für den Herd. Dieses Waffeleisen kann in die Herdplatte gehängt oder gelegt werden. In diesem Waffeleisen werden die deftigen Hefewaffeln- oder Pfannkuchen, die Speckendicken zubereitet. Speckendicken sind sehr deftige Buchweizenwaffeln, die mit luftgetrockneter Mettwurst am Ring und mit durchwachsenem Speck angereichert sind. Die Speckendicken sind das typische Sylvestergericht im südlichen Teil von Ostfriesland.

Für einen leckeren Speckendickenteig für vier Personen benötigt man:

500g Buchweizen-Mehl

2-3 ganze Eier

1/4 Liter Milch

1-2 EL. Zucker oder besser 2 EL Sirup

1 Teelöffel Salz

1/2 Päckchen Kardamom

1/2 Teelöffel  Backpulver

wer es mag, kann den Teig noch mit 1/2 Päckchen Anis verfeinern

luftgetrocknete Mettwurst im Ring nach Belieben

durchwachsener Speck

100g Schweineschmalz zum Ausbacken in der Waffel

Zubereitung der Speckendicken:

Den Speck und die Mettwurst klein schneiden. Alle anderen Zutaten werden zu einem glatten Teig vermischt. Mit dem Schmalz wird das Waffeleisen eingefettet und dann wird der Teig löffelweise gebacken. Geben Sie den Spack und die Mettwurstscheiben erst beim Ausbacken zu dem Teig. Man kann alternativ aus den Zutaten einen dickflüssigen Teig zubereiten, der über Nacht ruhen sollte um schön aufzuquellen und der dann in einer Pfanne von beiden Seiten ausgebraten wird, bis er schön braun ist.

Übrigens: Kardamom im Rezept gibt dem ganzen eine pfiffige Note – auch wenn es dann nicht mehr typisch ostfriesisch ist, ist es doch sehr lecker.

Apropos Buchweizen- früher ein billiges Ersatzmehl, heute gesundes Superfood

Viele Gerichte der Küche Ostfrieslands bestehen aus dem Hauptbestandteil Buchweizenmehl. Buchweizen hat eine beispiellose Karriere gemacht, er wandelte sich buchstäblich vom „Arme Leute“-Essen zu einem Trendfood der gesundheitsbewussten Moderne und findet heute als glutenfreie Alternative zu Weizen und anderen Mehlen auch den Weg in die Küchen von allergiegeplagten Zeitgenossen.

Buchweizen wächst auf ausgesprochen nährstoffarmen kargen Böden und verbreitet sich schnell. In Ostfriesland wuchs er in den unwirtlichen Regionen Ostfrieslands, die die frühen Siedler durch Abbrennen der Moore zugänglich machten. Er wurde dort als Getreideersatz genutzt. Heute weiß man, dass Buchweizen einen sehr hohen Wert für die Gesundheit besitzt – vor allem deswegen, weil er kein Gluten enthält, einen Getreideklebstoff, der häufig für Allergien und Unverträglichkeiten sorgt. Buchweizen gehört nicht zu den Getreidesorten, sondern er ist ein Grasgewächs. Er lässt sich aber wie ein Getreide verwenden.

Dem Buchweizen werden heute zahlreiche gesundheitliche Vorteile zugeschrieben. Er ist reich an leicht verdaulichen Enzymen und Vitalstoffen, wie Mineralien und Spurenelementen. In Ostfriesland fanden verschiedene Buchweizenprodukte ihren Weg in die Küche und mit der Zeit entstanden viele abwechslungsreiche und leckere Gerichte, die nicht mehr an die kargen Ursprungsbedingungen erinnern.

Rezept für Bookweitenschubbers (Buchweizenpfannkuchen)

Für 4 Personen benötigen Sie:

500g Buchweizenmehl,

750 ML Milch,

200g durchwachsenen Speck in Streifen geschnitten

4 bis 5 Eier,

etwas Salz nach Geschmack

Schweineschmalz

Sirup oder Heidelbeerkompott

Zubereitung:

Aus den Buchweizenmehl und den anderen Zutaten mit etwas Salz einen Teig herstellen, der nicht zu dünnflüssig sein sollte. Für mehrere Stunden abgedeckt stehen lassen, damit er quellen kann. Den Speck im Schweineschmalz anbraten. Wenn der Speck schön brutzelt, den Teig dazu geben und beidseitig braun braten. Der Bookweitenschubbers wird traditionell mit Sirup oder Heidelbeerkompott oder mit Apfelmus gereicht. Das Buchweizenmehl gibt dem ausgebratenen Pfannkuchenteig einen sehr herzhaften Geschmack.

Obwohl der Buchweizen seinen Eingang in die ostfriesische Küche gefunden hat, gibt es auch leckere Weizenmehlspeisen. Eine besonders verführerische Leckerei sind die „Dree in de Pann“, das sind Hefeklößen, die in der Pfanne in heißem Fett ausgebraten und mit Vanillesoße verzehrt werden.

Rezept für Dree in de Pann

Zutaten für 4 Personen:

300- 400gr Weizenmehl,

1 Würfel Hefe,

2 -3 Eier,

Eine Prise Salz,

1 TL Zucker

1/8 l Milch

Zubereitung:

Man stellt aus 3 EL der lauwarmen Milch, der Hefe und dem Zucker eine Lösung her, verrührt die geschlagenen Eier mit etwas Salz dazu und arbeitet vorsichtig das Mehl und die restliche Milch unter, bis ein Teig ohne Klumpen entsteht. In eine Schüssel geben und an einem warmen Ort gehen lassen. Wenn der Hefeteig gut gewachsen und locker ist, löst man mit einem Löffel Teig ab und brät diesen in einer Pfanne mit heißem Öl aus. Die Teigpuffer isst man, als Hauptspeise mit einem grünen Salat oder mit Apfelmuss, als Nachtisch serviert man sie einfach mit Zucker bestreut oder mit Vanillesoße.

Wer diese einfachen Gerichte nachkocht, wird verstehen, warum die ostfriesische Küche ein echter Geheimtipp ist, denn die guten alten Rezepte können auch heute noch wahre Glücksgefühle auslösen!

Essen in Ostfriesland: Traditionsreiche Suppen, Snirtjebraten und weitere Spezialitäten

In der ostfriesischen Küche sind darüber hinaus vor allem Suppen mit Fleischstücken traditionsreiche Gerichte. Außerdem gilt der sogenannte Buttermilchbrei in Ostfriesland als ein ganz besonderes Highlight. Durch die Lage an der Küste sind wiederum klassische Fischbrötchen oder Labskaus mit Matjes und weitere Fischgerichte auf den Speisekarten der Region beliebt geworden. Fleischliebhaber dürfen sich in Ostfriesland darüber hinaus auf den berühmten Snirtjebraten freuen. Wer gerne Kuchen oder Gebäck isst, muss die Ostfriesentorte, Speckendicken und Rullekes ebenfalls probieren.

Traditionsreiche Suppen mit Fleisch und Buttermilchbrei als besondere Suppenspezialität

Weil bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Ostfriesland beim Kochen fast ausschließlich ein offenes Herdfeuer benutzt wurde und deshalb die Zubereitung von zahlreichen anderen Speisen kaum möglich war, verfügen Suppen in der Region über eine besonders weitreichende Tradition. In der Gegenwart sind vor allem Suppengerichte mit Schweine- oder Rindfleisch populär. Die Ostfriesische Hochzeitssuppe enthält daher in der Regel unterschiedliche Fleischbeilagen. Krabbensuppen sind genauso gefragt.

Eine weitere ostfriesische Suppenspezialität ist der Buttermilchbrei. Diese Suppe besteht aus Buttermilch, die beim Aufkochen mit Graupen versetzt wird. Viele Ostfriesen verzehren den Brei mit Schwarzbrot als Beilage. Bei manchen Rezeptvarianten kommt Brot auch direkt in den Suppentopf hinzu.

Beliebte Speisefische und Krabbengerichte in Ostfriesland

Durch die Nähe zur Küste haben sich Fischgerichte in der ostfriesischen Küche ebenfalls etabliert. Die Scholle, Makrelen und Butte gelten in Ostfriesland als beliebte Speisefische. Besonders gerne essen die Küstenbewohner Heringe. Deshalb wird in Ostfriesland eine Vielzahl von Matjes-Spezialitäten hergestellt. Klassische Fischbrötchen mit Matjes gehören für Ostfriesen nicht selten zu den Lieblingsgerichten.

Zugleich servieren Gaststätten den Fisch oft mit ostfriesischen Varianten des Kartoffelgerichts Labskaus. Darin sind zumeist Pökelfleisch, Zwiebeln und Rote Beete enthalten. Diese Zutaten werden zerkleinert, bevor sie zusammen mit Matjes, Spiegeleiern oder sonstigen Beilagen auf den Tisch kommen.

Wer ein ostfriesisches Restaurant besucht, entdeckt darüber hinaus üblicherweise eine vielseitige Auswahl mit Krabbengerichten auf den Speisekarten. Dort werden Krabben nicht selten zusammen mit Pellkartoffeln sowie zuvor auch in Suppen oder kalt als Vorspeise serviert. Beim Abendbrot genießen Ostfriesen die Krebstiere wiederum regelmäßig mit Schwarzbrot.

Spezialität unter den Fleischgerichten: Snirtjebraten mit vielseitigen Beilagen

Als Highlight unter den Fleischgerichten aus der ostfriesischen Küche gilt insbesondere der Snirtjebraten. Die Hauptzutat ist Schweinefleisch, das zumeist aus der Schulter oder dem Nacken entnommen wurde. Mit Nelkenpfeffer, Lorbeerblättern und Wacholderbeeren vermischen die Ostfriesen das Fleisch vor dem Garen. Dann braten die Köche diese Zutaten zusammen mit Zwiebeln an.

Am Ende schmort der Braten ungefähr zwei Stunden lang im Backofen. Dadurch ist das Fleisch am Ende üblicherweise außergewöhnlich zart. Traditionelle Beilagen zum Snirtjebraten sind unter anderem Gewürzgurken, Rotkohl und Kürbisstücke. Außerdem passen Salzkartoffeln zu dieser Spezialität.

Berühmte Kuchen und Gebäck aus der ostfriesischen Küche

Bei der Ostfriesentorte ist die Herkunft bereits durch die namensgebende Region erkennbar. Während der Zubereitung von dieser Torte werden der ostfriesische Likör Sinbohntjesopp und Schlagsahne geschichtet zwischen Biskuitmassen gefüllt. Darüber hinaus gibt es viele weitere Friesentorten, in denen andere Zutaten schichtweise enthalten sind.

Wer gerne Eierkuchen isst, darf sich im Verlauf eines Urlaubs in Ostfriesland wiederum die sogenannten Speckendicken nicht entgehen lassen. Vor allem in der Weihnachtszeit landet diese Spezialität bei den meisten Ostfriesen auf dem Tisch. Die klassische Variante enthält Buchweizenmehl. Manche Bäcker setzen bei der Zubereitung von Speckendicken aber auch auf andere Mehlsorten. Als entscheidende Zutaten kommen unter anderem Rübensirup, Eier und Kardamom oder Anis hinzu. Rosinen sind eine optionale Zugabe und nicht zwingend ein Bestandteil der Eierspeise aus Ostfriesland.

Rullekes wurde durch eine ostfriesische Silvestertradition populär und ist mittlerweile jedoch während des gesamten Kalenderjahrs in der Region ein beliebtes Gebäck. Die Zusammensetzung des Teigs ähnelt Speckendicken. Beim Backen von Rullekes verwenden die Ostfriesen jedoch traditionell ein Waffeleisen. Schlagsahne gilt als beliebte Füllung für die süßen Waffelhörnchen.