Eine Gemeinde, 19 Dörfer
Die zum Landkreis Aurich gehörende ostfriesische Gemeinde Krummhörn erstreckt sich auf fast 160 qkm Fläche an der niedersächsischen Nordseeküste zwischen den Städten Emden im Süden und Norden im Norden. Mit einer Gesamteinwohnerschaft von 12.000 Krummhörnern kommt die Gemeinde gerade einmal auf eine Bevölkerungsdichte von etwa 75 Einwohnern pro Quadratkilometer (Bundesdurchschnitt: 232 je qkm).
Das nur wenig über Meeresspiegelniveau liegende und daher zur Seeseite hin durch Deichlinien vor Überflutungen geschützte bevölkerungsarme Flachland ist landschaftlich durch weite Marschgebiete geprägt, die insbesondere für Weidewirtschaft und Getreideanbau genutzt werden.
Der Name der Gemeinde bedeutet so viel wie „Krummecke“ und weist auf die exponierte Lage als eine in die südliche Nordsee im Emsmündungsbereich ragende Halbinsel hin. Krummhörn gegenüber liegt die namensverwandte Klein-Insel Lütje Hörn.
Als Gemeinde existiert Krummhörn seit 1972. Damals wurden 19 bis dahin selbständige Dörfer zu einer Großgemeinde zusammengeschlossen. Ungeachtet dieser Fusion hat jedes dieser weit auseinanderliegenden Dörfer seinen eigenen Charakter bewahren können. Bis auf den Zentralort Pewsum mit knapp 3.500 und dem einzigen Hafendorf Greetsiel mit etwa 1.300 Einwohner haben die übrigen 17 Dörfer weniger als 1.000 Einwohner. Diese Dörfer heißen Campen, Canum, Eilsum, Freepsum; Grimersum, Groothusen, Hamswehrum, Jennelt, Loquard, Manslagt, Pilusm, Rysum, Upleward, Uttum, Visquard, Woltzeten und Woquard.
Krummhörn – wirtschaftlich und historisch
Die Region Krummhörn, zu der neben der heutigen Großgemeinde auch noch Nachbargebiete gehören, war im Frühmittelalter durch Friesen besiedelt worden. Die Friesen haben ihre Häuser im damals noch deichlosen Ostfriesland auf Rundwarften errichtet. An diese Zeit erinnern heute immer noch Siedlungsstrukturen in den meisten der Krummhörn-Dörfer.
In den anfangs noch weitgehend egalitären Bauerngesellschaften setzten sich im Hochmittelalter die reichsten Bauerngeschlechter ab und beanspruchten mit sogenannten „Häuptlingen“ an der Spitze Machtbefugnisse. Die wichtigsten dieser lokalen, auf Burgen residierenden Kleinfürsten-Familien waren die Manninga und Cirksena. Da sie zeitweilig Piraten unterstützten, kamen sie in kriegerischen Konflikt mit den unter Seeräuberei leidenden Hansestädten. Die Cirksena herrschten bis 1744 als schließlich erbliche Reichsgrafen über das um 1520 protestantisch gewordene Ostfriesland. 1744 wurde Ostfriesland preußisch, 1815 hannoverisch und 1866 wieder preußisch.
Wirtschaftlich dominiert in der Gemeinde Krummhörn neben der Krabbenfischerei in Greetsiel und der Landwirtschaft vor allem der Tourismus. Außer in diesen Wirtschaftsbereichen verdient der Großteil der Krummhörner den Lebensunterhalt nicht auf Gemeindegebiet, sondern als Pendler in Emden, Norden und Aurich.
Tourismus und Sehenswürdigkeiten
Vor allem der idyllische Hafen- und Sielort Greetsiel in der Leybucht ist ein beliebter Anziehungspunkt für Küsten-Touristen. Die touristische Infrastruktur von Greetsiel schließt unter anderem ein Schwimmbad, ein Hotelschiff im Winterhalbjahr sowie zahlreiche Pensionen und Ferienwohnungen ein.
Die Manningaburg in Pewsum beherbergt ein Museum, in dem sich Interessierte über die Häuptlingszeit in der Krummhörn kundig machen können. Ein weiteres Pewsumer Museum ist das Mühlenmuseum in einer der für die Region typischen Galerieholländer-Mühlen.
Im Dorf Campen informiert das Ostfriesische Landwirtschaftsmuseum mit Schwerpunkt auf das 19. und 20. Jahrhundert über das agrarische Leben in Ostfriesland.
Krummhörn mit seinen vielen Kirchen gilt unter Orgelfreunden als einzigartig. In keiner anderen deutschen Gemeinde finden sich auf so engem Raum so viele unterschiedliche Kirchenorgeln. So wie die zu den ältesten Orgeln der Welt gerechnete Rysumer Orgel (1457) oder die 1694 erbaute Orgel in der Kreuzkirche von Pilsum.
Eine andere bekannte Sonderheit in Pilsum ist der örtliche Leuchtturm. Der mit 13 Metern nur bescheiden hohe, rot-gelb gestreifte Pilsumer Leuchtturm wurde durch den Film „Otto – Der Außerfriesische“ (1989) berühmt.